Energiecontrolling für Gemeinden und Kirchenkreise

  • Theresa Demski

Der Kirchenkreis Krefeld-Viersen hat das neue Energiecontrolling der rheinischen Kirche getestet.

Wenn Klaus Armonies in einer Kirchengemeinde zu Gast ist, dann lautet seine erste Frage: „Kennen Sie ihren CO2-Fußabdruck?“ In der Hälfte aller Fälle blicken ihn die Menschen dann etwas ratlos an, weil sie mit dem Begriff wenig anfangen können – vor allem wenn es um den CO2-Fußabdruck einer Gemeinde geht. Und schon hat Klaus Armonies einen Anknüpfungspunkt für das Gespräch. Denn der Energie- und Umweltbeauftragte des Kirchenkreises Krefeld-Viersen will zusammen mit den 24 Gemeinden, mit Kindertagesstätten, Pflegeeinrichtungen und anderen kirchlichen Häusern dem Energieverbrauch im Kirchenkreis auf die Spur kommen.

Auf den Spuren des Energieverbrauchs

Deswegen hat Klaus Armonies meistens schon einen Ordner im Gepäck, wenn er in den Gemeinden ankommt. In diesem hat er zuvor die Daten aller vorhandenen Gebäude unter die Lupe genommen, Baujahr und Fläche ermittelt und sich die Energiekosten der vergangenen drei Jahre durchgeben lassen. „Mein Besuch ist ein Angebot an die Gemeinden, keine ist dazu verpflichtet“, sagt er. Dennoch haben alle 24 Gemeinden das Angebot angenommen.

 

Klaus Armonies
(Foto: privat)

 

Mit Vertreterinnen und Vertretern des Presbyteriums begibt sich Klaus Armonies auf Spurensuche: Auf welchen Strom setzt die Gemeinde? Welche Wärmeenergie ist im Spiel? Wie hoch ist der Wasserverbrauch? Gemeinsam mit den Presbyterinnen und Presbytern nimmt er Ausreißer in den Blick – also Einrichtungen, in denen der Verbrauch besonders hoch oder besonders gering ausfällt. „Manchmal werfen wir dann einen Blick auf die Regeltechnik in Gemeindehäusern oder Kirchengebäuden“, sagt Klaus Armonies. Auch die Möglichkeiten einer Fotovoltaikanlage prüft der ehrenamtliche Energie- und Umweltbeauftragte in den Gemeinden.

Informationsveranstaltungen für Kirchenkreise

Wieder Zuhause pflegt Klaus Armonies die Ergebnisse in das Grüne Datenkonto ein. Damit können Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen in der rheinischen Kirche ihren Energieverbrauch erfassen, auswerten und kontrollieren. 21 der insgesamt 24 Gemeinden hat Klaus Armonies in den vergangenen anderthalb Jahren besucht und beraten. Im Rahmen eines Pilotprojektes der Evangelischen Kirche im Rheinland testete Krefeld-Viersen als einer von zwei Kirchenkreisen die Einführung des Energiecontrollings. Anfang des Jahres entschied die Landessynode, das Instrument als gesetzliche Regelung für Kirchenkreise und Gemeinden verpflichtend einzuführen. Im Oktober soll der Startschuss fallen, ab September laufen Informationsveranstaltungen für die Kirchenkreise. „Wir wollen bis 2025 unsere Treibhausgasemissionen gegenüber 2005 um die Hälfte reduzieren“, erklärt Robert Schlief, Klimaschutzmanager der Landeskirche.

Grünes Datenkonto hilft bei Dokumentation

 

Robert Schlief
Robert Schlief (Foto: EKiR)

Da Gebäude 85 Prozent der Treibhausgase der Evangelischen Kirche im Rheinland verursachen, sei das Energiecontrolling und die Erhebung des energetischen Gebäudezustands so wichtig. Die Kirchenkreise werden verpflichtet, sich einmal im Jahr mit dem Kennzahlenreport auseinanderzusetzen. „Das bedeutet konkret: Sie sollen die Energiekosten in den Gemeinden und den Verbrauch in den Blick nehmen“, sagt Schlief. Im besten Fall würden die Kirchenkreise dabei auf das Grüne Datenkonto setzen, das ihnen automatisch Vergleichswerte errechne, auf dessen Basis sie arbeiten können.

Außerdem soll der energetische Gebäudezustand betrachtet werden. Deswegen fordert die neue Regelung, dass sich Presbyterien  mindestens einmal pro Wahlperiode mit dem Gebäudebestand beschäftigen. Dafür haben die Klimaschutzmanager der Landeskirche einen Gebäude-Klimasteckbrief entworfen, der Gebäudedaten abfragt wie Dämmung, Sanierungsmaßnahmen oder Fenster. „Gemeinden, die diesen Bogen ausfüllen, bekommen per Ampelsystem mitgeteilt, ob es einen Handlungsbedarf gibt“, erklärt Schlief. Dabei gehe es nicht um Kontrolle, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe, betont er. Schlief kennt die Mehrarbeit, die das Energiecontrolling und der Streckbrief für Gemeinden und Kirchenkreise mit sich bringen. „Wir gehen davon aus, dass sich in den Kirchenkreisen Menschen finden, die als Energie- und Umweltbeauftragte andere für das Thema begeistern“, sagt Schlief.

Erst Dokumentieren, dann Handeln

Für Klaus Armonies in Krefeld-Viersen war das Ehrensache. „Wir müssen uns mit diesem Thema beschäftigen, weil wir sonst alle alles verlieren“, sagt er. Es gehe um die Bewahrung der Schöpfung, um Verantwortung. Und deswegen habe er sich dieses Thema auf die Fahnen geschrieben. Er bringe als Ingenieur und technischer Direktor in einem Krankenhaus Erfahrungen mit Energiemanagement-Systemen mit. „Und für uns im Kirchenkreis war das Thema Energiecontrolling schon lange vor der Entscheidung der Landessynode wichtig“, erzählt er. Mit seinem Eintritt in den Ruhestand habe er dann den Staffelstab übernommen – mit Unterstützung im Verwaltungsamt des Kirchenkreises. „Die Arbeit muss auf mindestens zwei Schultern liegen“, sagt er. Die drei übrigen Gemeinden will er in den nächsten Wochen noch besuchen. Aber schon jetzt zeigt sich eine positive Entwicklung: Fünf Presbyterien hätten sich jüngst für die Einrichtung einer Fotovoltaikanlage entschieden, alle setzen inzwischen auf Öko-Strom, viele Gemeinden hätten sich auf den Weg gemacht und entdeckt, dass sie so auch den Jahreshaushalt entlasten können. „Wir sind jetzt auch mehr im Gespräch miteinander als früher“, sagt Armonies. Mehr und mehr setze sich das Bewusstsein durch: „Die Entwicklung des Klimawandels hat mit meinem eigenen Handeln zu tun.“

Mehr zum Thema im Intranet des EKiR-Portals

Kapitel „Energiecontrolling und Gebäude-Klimasteckbrief“ im Handbuch Wirtschafts- und Verwaltungverordnung