Erst planen, dann sparen

  • Theresa Demski

Die Kirchengemeinden Schwanenberg, Geilenkirchen und Linnich haben ihren CO2-Verbrauch im Blick – dank des grünen Datenkontos. Die Emissions-Werte sinken seit Jahren kontinuierlich.

Wenn die Erzieherinnen im Kindergarten in Schwanenberg das Licht einschalten, dann kommt der Strom vom Dach. Die Photovoltaikanlage auf dem evangelischen Kindergarten produziert Energie – die in der Einrichtung genutzt wird. 14.000 Kilowattstunden Strom hatte die Gemeinde jedes Jahr für den Kindergarten eingekauft. Mit der Photovoltaikanlage haben sie den Wert auf 9000 Kilowattstunden reduziert, weitere 4000 Kilowattstunden haben sie ins Netz eingespeist. „Das ist eine von vielen Maßnahmen, die wir in den vergangenen Jahren in unserer Gemeinde umgesetzt haben“, erzählt Rolf Weyermanns, Finanzkirchmeister der Gemeinde Schwanenberg. Ihr Ziel: CO2-Emmissionen reduzieren, die Kosten senken und die Schöpfung schonen.

Dahinter steckt ein Konzept, das der Mitweltausschuss des Kirchenkreises Jülich auf den Weg gebracht hat. Seit fast drei Jahrzehnten arbeiten Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinden dort zusammen, um gemeinsam Ideen auf den Weg zu bringen, wie sie Energie sparen können. Heute leitet Klaus-Dieter Koß diesen Mitweltausschuss. „Wir treffen uns neun oder zehn Mal im Jahr, nehmen die Zahlen unter die Lupe und entwickeln gemeinsam Ideen für die Umsetzung in den Gemeinden“, sagt Koß. Das kirchliche Umweltmanagement-Instrument „Der Grüne Hahn“ hat in vielen der Gemeinden im Kirchenkreis Jülich positive Effekte ausgelöst – wie in Schwanenberg, Geilenkirchen und Linnich.

Mitweltausschuss Kirchenkreis Jülich, Foto: Johannes de Kleine. Hintere Reihe: Wolfgang Gloy, Dr. Martin Appuhn, Horst-Dieter Springer, Harald Kornik, Rolf Weyermanns. Vordere Reihe: Rainer Höbig, Gertraud Eberius, Klaus-Dieter Koß (Vorsitzender), Manfred Rose, Hans Stenzel. Es fehlen auf dem Foto: Barbara Böke, Willi Dickmeis, Pfarrer Martin Gaevert, Thorsten Haßiepen, Detlef von Brandt.

Im ersten Schritt ging es dabei um die Erfassung der Daten: Mithilfe des Grünen Datenkontos und Unterstützung des Kirchenkreises sammelten die Gemeinden schon früh die Verbrauchs- und Emissionswerte. Danach brachten sie Projekte in Bewegung: In Schwanenberg, einem Ortsteil der Stadt Erkelenz, entstand die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Kindergartens, mithilfe von Bundesfördergeldern rüstete die Gemeinde die Leuchtkörper um, richtete eine Tageslicht-Steuerung und einen Präsenzmelder ein. Das Gemeindehaus erhielt eine neue LED-Beleuchtung, die Decken wurden zusätzlich gedämmt. Die Umstellung der Heizungsanlage an Jugendscheune und Pastorat von Öl auf Gas soll den CO2-Anteil um 7,6 Tonnen reduzieren. Die alte Heizung in der Kita wurde bereits durch einen Gas-Brennwertkessel ersetzt. „Und vor zwei Jahren haben wir uns mit 7.000 Euro an der Bürgerenergie Loher Heide beteiligt. Die Windanlage soll jährlich 10.500.000 Kilowattstunden Energie produzieren“, erklärt Weyermanns. Runtergerechnet beträgt der Anteil der Gemeinde rund 49.000 Kilowattstunden. Wenn diese Werte in der Rechnung berücksichtigt werden: „Dann sind wir nahezu klimaneutral“, sagt Weyermanns.

Rund 25 Kilometer weiter, in Geilenkirchen, sind die Spuren des nachhaltigen Planens ebenfalls bereits deutlich sichtbar. „Die größten Einsparungen haben wir durch unser Blockheizkraftwerk erreicht“, sagt Manfred Rose, seit 2010 Umweltbeauftragter der Gemeinde in Geilenkirchen. 15.707 Euro bezahlte die Gemeinde bis 2007 durchschnittlich im Jahr  für Heizung und Strom. Dann stand die Umrüstung auf das Blockheizkraftwerk an – und das Ende der Ölheizung. Seit 2017 rechnet die Gemeinde mit durchschnittlich 9.606 Euro Energiekosten. Statt 75,3 Tonnen CO2-Emission, stehen inzwischen 54,7 Tonnen CO2 in der Bilanz. „Der Einsatz lohnt sich also sowohl mit Blick auf die Emissionen als auch finanziell“, fasst Rose zusammen. Seit 2019 stehen im Gemeindezentrum in Geilenkirchen darüber hinaus umfangreiche Sanierungsarbeiten auf dem Programm: Die Heizungsanlage wurde überarbeitet, die Fenster ausgetauscht und auf Dreifachverglasung gesetzt, Außenwände wurden gedämmt, die Raumstruktur wurde verändert und bei einem Denkmal geschützten Wohnhaus wurde die Dämmung von innen vorgenommen. Die Beleuchtung wurde komplett auf LED und Bewegungsmelder umgestellt, eine automatisch gesteuerte Belüftungsanlage installiert. Der Außenbereich mit Grünanlage wurde neu gestaltet. „So können wir die Nutzbarkeit verbessern“, erklärte Rose. Mehr als drei Millionen Euro hat die Gemeinde investiert. „Wir hoffen, dass wir dieses Jahr fertig werden“, sagt der Umweltbeauftragte.

Auch in Linnich hat die Gemeinde in den vergangenen Jahren ihre Energie-Werte genauestens in den Blick genommen. „Dadurch, dass wir die Daten einmal erfasst haben, können wir inzwischen auch die Verbesserungen feststellen“, sagt Umweltbeauftragter Josef Roeben. Kirche, Mehrzweckhaus, Gemeindehaus und Gemeindebüro wurden durchleuchtet – danach begannen die Maßnahmen. Schon früh wurde im Gemeindehaus die Decke isoliert, das Pfarrhaus wurde saniert, ein neuer Gasbrennwertkessel installiert, auf LED umgestellt, im Gemeindehaus wurden die Fenster erneuert. „Die größte Einsparung mit Blick auf die Emissionswerte war die Umstellung auf Naturstrom“, sagt Roeben. Der Erfolg in Werten: Für 1990 stellte die Gemeinde CO2-Emissionen von 35,75 Tonnen im Jahr fest, 2005 waren es schon mehr als 37 Tonnen. Durch die verschiedenen Maßnahmen misst die Gemeinde in Linnich heute 16,58 Tonnen CO2 pro Jahr. „Und es geht weiter“, sagt Roeben und blickt auf eine lange Liste möglicher Maßnahmen in den nächsten Jahren.

Rückendeckung haben die Gemeinden dabei weiterhin aus dem Mitweltausschuss des Kirchenkreises. Dort ist zum Beispiel ein Patenschaftsprojekt entstanden: Paten bieten denjenigen Gemeinden im Kirchenkreis, die mit dem Thema noch längst nicht vertraut sind, Unterstützung an – um das grüne Datenkonto kennenzulernen und nachhaltige Ideen zu entwickelt. Klaus-Dieter Koß hat Kontakt zur Hochschule in Aachen aufgenommen, um Studenten zu gewinnen, die womöglich ihre Bachelorarbeit über die Entwicklungen im Kirchenkreis schreiben – und damit das Thema auch wissenschaftlich in den Blick nehmen.