Klimafreundliche Ernährung in Kitas

  • Waldemar Schutzki

Unsere Ernährung hat einen weitreichenden Einfluss auf unser globales Klima: Kiwis aus Neuseeland, Tiefkühl-Kost aus Asien oder Billig-Fleisch vom Discounter sind trotz Klimakrise noch überall verbreitet.

Achtsamer Umgang mit Lebensmitteln

Rund ein Fünftel aller Treibhausgasemissionen in Deutschland werden laut Bundeszentrum für Ernährung durch unser tägliches Essen verursacht. Durch Anbau, Ernte, Lagerung, Verpackung, Transport, Weiterverarbeitung und Entsorgung werden entlang der Wertkette zahlreiche Emissionen freigesetzt, die in öffentlichen Debatten oftmals nur unzureichend Beachtung finden. Dabei gibt es mittlerweile zahlreiche Alternativen, die unser Essen nicht nur klimafreundlicher, sondern insgesamt auch gesünder machen.

Der achtsame Umgang mit Lebensmitteln spielt bereits im frühen Kindesalter eine entscheidende Rolle, denn unsere Essgewohnheiten prägen sich in dieser frühen Kindheitsphase häufig für das gesamte Leben ein. Kindertagesstätten könnten sich unter diesem Blickwinkel besonders vorbildlich zeigen. Die Umstellung auf regionale, biologische und saisonale Produkte in Kombination mit gezielter ernährungsbezogener Bildungsarbeit in diesem Bereich bilden das Fundament zukunftsweisender klimafreundlicher Kitas.

  1. Klimafreundliche Ernährung als zentralen Bildungsbaustein integrieren

Auf die Frage hin, wo Lebensmittel eigentlich herkommen, antworten viele der Kinder: „Aus dem Supermarkt.“ Der wahre Ursprung der Lebensmittel ist ihnen nicht bekannt und auch nicht, dass diese transportiert, aufwendig gelagert und bei Nichtverzehr entsorgt werden müssen. Erzieherinnen und Erzieher sollten daher Kleinkinder schon früh über den Ursprung der Lebensmittel aufklären. Wenn Kinder zum Beispiel wissen, dass Kiwis aus Neuseeland kommen und anschaulich auf dem Globus erklärt bekommen, dass das am Ende der Welt liegt, kann man sie leicht in die Klimathematik einführen. Auch das Frühstücksei könnte einen Startpunkt bilden zur weiteren Investigation. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Angefangen von einem Besuch auf dem Bauernhof, über den Einkauf auf regionalen Wochenmärkten bis hin zu Selbstversorgungsprojekten, in denen Kinder schon früh Verantwortungs- und Wertebewusstsein entwickeln, gibt es zahlreiche Möglichkeiten mit Spiel und Spaß Kinder für klimafreundliche Ernährung zu sensibilisieren. Die Ausstrahlungseffekte des Gelernten können noch weit über die Kita hinausreichen, indem selbst Großeltern von ihren Enkelkindern noch lernen können. Ein gelungenes Beispiel wie klimafreundliche Ernährung in den Alltag der Kita eingebaut werden kann, ist der deutsch-chinesische Kindergarten in Hamburg, der bereits zum zweiten Mal den „KITA21“ Award von der S.O.F (Safe our Future) Umweltstiftung überreicht bekommen hat (https://www.kinderzeit.de/news-detail-ernaehrung/beim-essen-wollen-wir-das-klima-nicht-vergessen.html).

  1. Anfang und Ende der Wertkette in den Blick nehmen

Die Betrachtung der Wertkette eines jeweiligen Lebensmittels bzw. Produkts, ist ein zentraler Schlüssel zum Verständnis der Entstehung von Treibhausgasemissionen. Die Emissionen der Vorkette entstehen durch alldiejenigen Vorgänge, die während der Herstellung des Produkts und der Verpackungsmaterialien, des Transports und der Lagerung (meist durch Kühlung) bis hin zum Verkauf des Produkts entstehen. Dem schließen sich weitere Vorgänge an. Der Käufer (Lieferant oder Endverbraucher) wird dafür sorgen müssen, dass die Lebensmittel sicher am Zielort ankommen (zum Beispiel in der Kindertagesstätte). Dazu werden die Lebensmittel meistens gekühlt gelagert und anschließend in Großküchen weiterverarbeitet, bis das Gericht schließlich final am Essenstisch beim Endkonsumenten ankommt. Abschluss der Wertkette bildet das Reinigen des Geschirrs, der intensive Einsatz von Reinigungsmitteln und die Entsorgung des Abfalls, der oftmals in der schwarzen Tonne landet und verbrannt wird.

Ein nicht unerheblicher Teil fällt dabei der Lebensmittelverschwendung zum Opfer. Rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich in Deutschland ungenutzt im Abfall. Die UN schätzt, dass acht bis zehn Prozent der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen auf weggeworfene Lebensmittel entfallen könnten. Zeitgleich leiden zwischen 800– 900 Millionen Menschen auf der Welt an Hunger. Der starke Wirkungszusammenhang zwischen der Klimakrise einerseits und der sozialen Frage andererseits zeigt sich hier in besonderem Maße. Als Hauptgründe werden zu 58 Prozent Haltbarkeitsprobleme verantwortlich gemacht, zu 21 Prozent zu groß bemessene Portionen und mit 12 Prozent eine falsche Mengenplanung beim Einkauf.

Der Kirchenkreis Jülich hat eine kurze Handreichung zu dem Thema herausgegeben. Sie beschreibt wie man die Haltbarkeit von Lebensmitteln erhöhen kann:  https://www.kkrjuelich.de/fileadmin/documents/MWA_Lebensmittel_ohne_Fragen_2020-08-04.pdf

  1. Eine Umweltbestandsaufnahme zeigt Stärken und Schwächen auf

Die Aufklärung und Umstellung im Bereich der klimafreundlichen Ernährung ist nur ein Baustein, um Klimaschutz in der eigenen Betriebsstätte wirkungsvoll zu verstetigen. Kitas sind insbesondere durch den hohen Strom- und Heizverbrauch und dem daraus resultierenden CO2-Fußabdruck auch am Klimawandel beteiligt. Oft existieren viele unbekannte Energiepotenziale, die nicht nur Umwelt und Geldbeutel schonen, sondern auch starke Zeichen nach außen setzen können (z.B. eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach). Die Analyse des Ist-Zustandes in Form einer systematischen Umweltbestandsaufnahme, bildet einen guten Startpunkt für weitere Gestaltungsmöglichkeiten.

Bei der Umweltbestandsaufnahme werden alle wesentlichen Umweltaspekte der eigenen Kita durchleuchtet. Das kann zum Beispiel während eines Betriebsrundgangs mit einer Checkliste geschehen oder durch ein erstes Brainstorming zusammen mit den Kollegen. Wichtig ist, dass Klimaschutz thematisiert und Lösungsräume geschaffen werden. Checklisten wie beispielsweise von der Energieagentur.nrw (https://www.energieagentur.nrw/energieeffizienz/branchenkompass_grosskuechen/basis-grosskuechen?mm=Basis#ts) können bei der Informationsgewinnung und der Aufdeckung von Energieeinsparpotenzialen helfen. Auskunft über den Energieverbrauch erhält man durch die letzten Heiz- und Stromkostenabrechnungen. Die kostenfreie webbasierte Software Grünes Datenkonto bietet zudem die Möglichkeit, den eigenen CO2-Fußabdruck des Gebäudes zu berechnen und Energiekosten zu verwalten. Einen kostenlosen Account können Sie beim Klimaschutzmanagement bekommen.

Abschließend werden die ermittelten Umweltaspekte hinsichtlich der Umweltauswirkung zum Beispiel mit einer ABC-Priorisierung bewertet. Davon werden dann Maßnahmen und Meilensteine abgeleitet. Eine einmal durchgeführte Umweltbestandsaufnahme schafft Klarheit und bietet die Möglichkeit im Rahmen eines jährlichen Reviews zu schauen, welche Meilensteine seitdem erreicht und welche neuen Wege zu gehen sind.

Das Klimaschutzmanagement der Evangelischen Kirche im Rheinland berät Sie gerne bei der Umsetzung.

 

Mehr Informationen

Ein interessantes Projekt ist auch das vom KATE e.V. Berlin entwickelte Konzept des „Klimafrühstücks“: Erzieherinnen und Erzieher können dort einen Klimakoffer deutschlandweit ausleihen. Alle Materialien, ein detaillierter Leitfaden inclusive Einkaufsliste und Hinweise zur Weiterarbeit werden mitgeschickt. (https://kita-global.de/material/materialien/leitfaden-zur-methode-klimafruehstueck/)

Die KlimaTeller App, welche u.a auch von der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert wird, bietet spannende Hintergrundinformationen. U.a. findet man hier auch ein Küchenposter zu den Zutaten einer klimafreundlichen Küche. https://www.klimateller.de/klimateller/

Der Förderverein NaturGut Ophoven hat ebenfalls ein interessantes Programm entwickelt, an dem man sich orientieren kann: https://naturgut-ophoven.de/wp-content/uploads/2020/04/Kleine_Loeffelhelden_fuers_Klima.pdf

Die Kühlschrank-Grafik gibt einen schnellen Überblick über die richtige Lagerung von Lebensmitteln: https://www.welthungerhilfe.de/aktuelles/publikation/detail/lebensmittel-richtig-lagern/