Artenreiche Kulturlandschaft in Rheinland-Pfalz

Studie zur Rettung der Kulturlandschaft in Rheinland-Pfalz

Ein Bündnis aus 10 Verbänden und Institutionen stellte am 12. März 2021 auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die Agrarstudie „Artenreiche Kulturlandschaften in Rheinland-Pfalz 2030“ vor. Inhalt der Studie sind Vorschläge für die Weiterentwicklung biodiversitätssteigender Agrarförderungen. Deren konsequente Umsetzung ist dringend nötig, um dem fortschreitenden Verlust der Artenvielfalt entgegenzuwirken.

Leitbild: Die Erhaltung und Wiederherstellung lebendiger und vielfältiger Kulturlandschaften mit hoher Biodiversität.

Viele Landwirtinnen und Landwirte wollen Maßnahmen zur Stärkung der Biodiversität umsetzen und tun dies auch bereits. Damit dies noch deutlich mehr gelingt, müssen sie hierfür aber dringend ausreichend honoriert werden. Die vorgestellte Studie zeigt, dass bereits viele Ansätze in dem derzeitigen Landesprogramm EULLa (Programm zur Entwicklung von Umwelt, Landwirtschaft und Landschaft) grundsätzlich geeignet sind um die Biodiversität zu stützen. Es bedarf aber dringender weiterer Anreize und Investitionen, um die notwendige flächige Wirkung für den Artenschutz in unserem Land zu erreichen. So fehlen laut Studie in Rheinland-Pfalz derzeit 148 Millionen Euro pro Jahr, um die Biodiversität auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen signifikant zu stärken.

Landwirtschaftliche Betriebe müssen ausreichend honoriert werden

„Unsere Gesellschaft muss das Artensterben endlich ernst nehmen und ambitionierte Maßnahmenpakete auf den Weg bringen. Die Landnutzung ist hier ein wichtiger Schlüssel. Daher müssen die biodiversitätsfördernden Leistungen unserer landwirtschaftlichen Betriebe endlich ausreichend honoriert werden“, sagt NABU-Landesvorsitzende Cosima Lindemann als Initiatorin der Studie.

Die Studie zeigt auf, welche Förderung nötig ist, um den Verlust der Artenvielfalt im Ackerbau, im Grünland, im Erwerbsobstbau, im Erwerbsgemüsebau, im Weinbau und im Ökolandbau zu stoppen. Zudem muss die Betriebsberatung massiv intensiviert werden. Für jedes der sieben Handlungsfelder stellt die Untersuchung den Ist-Zustand, die derzeitige Förderkulisse sowie notwendige Anpassungen der landwirtschaftlichen Maßnahmen und ihres Förderbedarfs dar.

„Nicht nur das regelmäßige Vogelmonitoring unseres Verbandes zeigt seit Jahrzehnten einen dramatischen Bestandsrückgang von Arten der Agrarlandschaft, wie beispielsweise bei Feldlerche oder Rebhuhn. Damit sich diese und andere Arten wieder erholen können, muss die landwirtschaftliche Förderung auf EU- und Landesebene dringend weiterentwickelt werden“, sagt Dr. Peter Keller, Präsident der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V. (GNOR).

„Vor dem Hintergrund des Rückgangs von wertvollen Grünlandflächen im ganzen Land müssen die Fördermaßnahmen zum Grünlandschutz deutlich nachjustiert werden. Wir brauchen vor allem artenreiches Grünland und keine überdüngten, intensiv genutzten Wiesen, die mehrmals im Jahr gemäht werden, wodurch Insekten und Brutvögeln regelmäßig wertvoller Lebensraum genommen wird“, sagt Sabine Yacoub, Vorsitzende des BUND Rheinland-Pfalz.

Ökolandbau schneller ausbauen

„Um die Artenvielfalt stärker zu fördern, muss der Ökolandbau in Rheinland-Pfalz deutlich stärker und schneller ausgebaut werden und wir wollen ihn mit entsprechenden Maßnahmen naturschutzgerecht weiterentwickeln. Die Öffnung der bisherigen Förderprogramme, zusätzlich zur Ökolandbauprämie, wäre hierfür ein wichtiger Anreiz für unsere Ökolandbetriebe“, sagt Regino Esch, Vorstand der Arbeitsgruppe Ökologischer Landbau Rheinland-Pfalz / Saarland e.V. (AÖL).

„Gerade für Arten, wie Feldhase oder Rebhuhn, die auf Offenlandflächen in unseren Kulturlandschaften angewiesen sind, muss durch effektivere Umweltmaßnahmen in der Landwirtschaft wieder mehr intakter Lebensraum geschaffen werden,“ sagt Thomas Boschen, Vorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Rheinland-Pfalz e.V. (ÖJV RLP).

Die Studie richtet sich bereits jetzt an die künftige Landesregierung, die sich nach der Wahl am Sonntag bilden wird. Wenn sie den Schutz artenreicher Kulturlandschaften und unserer landwirtschaftlichen Betriebe ernst meinen, müssen endlich die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden und ausreichende Finanzmittel dafür zur Verfügung gestellt werden. Beim Erstellen der Studie wurde zudem ein verbände- und institutionsübergreifender Dialog gestartet, der eigentlich Aufgabe der Landesregierung wäre. Die Chance dies fortzuführen, muss von der künftigen Landesregierung nun dringend ergriffen werden.

Die Studie wurde vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität (ifab) und der bürogemeinschaft für naturschutz und landschaftsökologie (bnl) erstellt. Die vorgeschlagenen Maßnahmen wurden in einem gemeinsamen Konsultationsverfahren mit unterschiedlichen Verbänden, Institutionen und Fachleuten aus Naturschutz und Landwirtschaft erarbeitet.

Folgende Verbände und Institutionen unterstützen die Studie:

Herausgeberinnen und Herausgeber:
  • NABU Rheinland-Pfalz e.V. (Initiator)
  • Arbeitsgruppe Ökologischer Landbau Rheinland-Pfalz / Saarland e.V. (AÖL)
  • Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Rheinland-Pfalz e. V.
  • Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V. (GNOR)
  • Ökologischer Jagdverband Rheinland-Pfalz e. V. (ÖJV RLP)
Ideelle Unterstützerinnen und Unterstützer:
  • Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) – Arbeitsstelle Frieden und Umwelt
  • Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR)
  • Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e. V. (LJV)
  • POLLICHIA, Verein für Naturforschung und Landespflege, e. V., gegründet 1840
  • Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (ZGV der EKHN)

Die wichtigsten Forderungen  finden Sie auf der Seite des NABU Rheinland-Pfalz.

Agrarstudie NABU Rheinland-Pfalz