Energiecontrolling im Kirchenkreis Dinslaken

Energiebeauftragter Marc Clausmeyer erklärt, wie das Thema bereits im Alltag verankert ist

 

Der Evangelische Kirchenkreis Dinslaken hat das neue Energiecontrolling der rheinischen Kirche bereits im Alltag verankert. Ein Interview mit Marc Clausmeyer, Leiter der Abteilung Bau und Liegenschaften im Verwaltungsamt des Kirchenkreises und für das Energiecontrolling beauftragt.

Welche Rolle hat das Thema Klimaschutz und nachhaltiges Handeln vor der Einführung des Energiecontrollings bei Ihnen im Kirchenkreis gespielt?

Marc Clausmeyer: Wir haben viel intuitiv gemacht. Klimaschutz ist für uns schon seit längerem eine echte Herzensangelegenheit. Deswegen haben wir früh geprüft, was möglich ist. Wir haben unser eigenes Verwaltungsgebäude in den Blick genommen und dann Fenster ausgetauscht, die Beleuchtung umgestellt, bei Beschaffungen nach Nachhaltigkeit gefragt und haben schon seit mehr als 20 Jahren eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach, die wir jetzt austauschen. Für den Hausmeister haben wir ein E-Auto angeschafft und die neue, öffentliche Ladesäule vor dem Haus wird rege genutzt. Unterm Strich haben wir also viele kleine Dinge getan, um den Klimaschutz zu unterstützen.

Was hat Sie dabei motiviert?

Marc Clausmeyer:Es geht uns um die Bewahrung der Schöpfung. Wir wollen es vernünftig machen, schonend mit den Ressourcen umgehen. Und so wollen wir auch zum Leuchtturm für unsere acht Kirchengemeinden werden. Gleichzeitig glauben wir, dass wir als Kirchenkreis auch wirtschaftlich davon profitieren können.

Wie haben Sie im Kirchenkreis dann die Einführung des Energiecontrollings durch die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland bewertet?

Marc Clausmeyer:Als ungewohnt fordernd, aber überfällig. Wir haben den Beschluss begrüßt. Unser Superintendent und der Kreissynodalvorstand haben sich den Beschluss zu Eigen gemacht und Strukturen geschaffen, um ihn umzusetzen.

Was bedeutet das konkret?

Marc Clausmeyer:Als Abteilungsleiter Bau und Liegenschaften bei uns im Kirchenkreis wurde ich als Ansprechpartner benannt. Wir haben das Thema Energiecontrolling also bei uns im Haus angesiedelt. Ich wurde zum Klimaschutzbeauftragten ernannt und werde entsprechend von der Landeskirche gecoacht. Wir wussten, wenn wir das Thema ernst nehmen wollen, dann müssen wir als Kirchenkreis die Gemeinden begeistern, ihnen Unterstützung anbieten und ein mögliches Schreckgespenst nehmen.

Wie sieht diese Unterstützung aus?

Marc Clausmeyer:Wir haben das Thema hier bei uns im Kirchenkreis vorbereitet und sind dann auf alle acht Kirchengemeinden zugegangen. Bevor wir einen Termin mit dem Baukirchmeister oder den Beauftragten in den Gemeinden vereinbart haben, ging es für uns um die Datensammlung. Wir setzen dabei auf das grüne Datenkonto. Zwei Mitarbeiter bei uns in der Verwaltung erfassen Gebäudedaten der entsprechenden Gemeinden und die Verbrauchsdaten aus den Abrechnungen. Am Ende fahren wir mit einer Kennzahl in die Gemeinden, die ihnen dabei hilft, ihren Verbrauch in Relation zu setzen. Wir nehmen gemeinsam unter die Lupe, wo der Verbrauch besonders hoch war oder ist. Oder welche Maßnahmen der vergangenen Jahre vielleicht sogar schon geholfen haben. Meistens ist die Erleichterung in den Gemeinden erst einmal groß, wenn wir ihnen sagen können, dass sie den Pflichtteil des Energiecontrollings im Grunde schon erledigt haben. Oft haben die Gemeinden dann selber Lust, in die Kür einzusteigen.

Wie geht es dann weiter?

Marc Clausmeyer:Wir sprechen gerne von unserem Fahrplan, der drei Stationen hat. An der ersten Station geht es um die Erfassung des Ist-Zustandes – mit Datenerfassung und dem Gespräch mit den Gemeinden. An dieser Station entsteht auch der Gebäudesteckbrief. Diese Station haben wir mit fünf Gemeinden bereits erledigt, drei stehen im November an. An Station zwei generieren die Gemeinden mit unserer Unterstützung  aus den neuen Erkenntnissen erste Maßnahmen. Geplant ist dann zum Beispiel der Einsatz von externen Energieberatern, die in allen Gemeinden Station machen. Wir wollen das Thema schließlich am Laufen halten. An der dritten Station geht es um das Controlling: Das heißt, wir überprüfen gemeinsam die Maßnahmen und erkennen dann auch, wo sich Ideen bewährt haben und wo wir Ziele womöglich neu formulieren müssen.

Wie nehmen Sie die Rückmeldungen aus den Gemeinden wahr?

Marc Clausmeyer:Der Kreissynodalvorstand hatte damals beschlossen, dass sich alle Kirchengemeinden ein Klimaschutzkonzept geben sollen – und hatte im gleichen Zug unsere Unterstützung zugesagt. Es gab also Druck im Kessel. Einige Kirchengemeinden sind sofort aufgesprungen, für andere passte das Thema erstmal nicht in den Alltag. Inzwischen nehmen wir eine richtige Aufbruchsstimmung wahr. Gemeinden entwickeln Ideen, bringen viel Kreativität mit, beweisen Erfindungsreichtum und entdecken, dass oft schon kleinere Investitionen große Erfolge ermöglichen. Das motiviert natürlich. Viele von uns sind inzwischen richtig begeistert und haben entdeckt: Energiecontrolling macht Spaß.

Interview: Theresa Demski

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