Goch baut Begegnungshaus mit Erdwärme

Zwischen Kirche und Rathaus ist am Gocher Markt ein neues Gemeindehaus entstanden. Der Standort ist Programm: Viele Menschen und Gruppen aus der Stadt nutzen das neue Gebäude – und die Wärme aus der Erde.

  • Theresa Demski

Das Haus soll das Wesen der Gemeinde spiegeln: Einladend und offen, transparent und verbindend, modern und nachhaltig hat das M4 seinen Platz am Markt 4 in Goch gefunden. Es grenzt Wand an Wand an die evangelische Kirche und das historische Rathaus. „Und es wurde für die Menschen im Quartier gebaut“, erklärt Pfarrer Robert Arndt.

Als das Presbyterium vor rund fünf Jahren über die Zukunft des alten Gemeindehauses beriet, kristallisierte sich schnell eine neue Idee heraus: Am Markt sollte ein modernes, nachhaltiges Gebäude entstehen, in dem sich alle Gocher willkommen fühlen sollten. Das Konzept eines Begegnungshauses entstand. Das sei vor allem dem Netzwerkgedanken in Goch und in der Gemeinde zu verdanken gewesen. Gleichzeitig habe man sich gewünscht, dass das neue Haus möglichst ausgelastet sein sollte. „Und auch theologisch gesehen war es uns wichtig, Gastfreundschaft zu leben“, erklärt der Pfarrer und erzählt von der langen Tradition der Gocher Kirche als Gasthaus. Das alte Gemeindehaus wurde 2019 schließlich abgerissen, danach entstand der Neubau. Dank der besonderen Idee konnten rund 90 Prozent der Kosten mit Fördergeldern gestemmt werden.

Foto: Michael Theißen

Im September 2021 eröffneten Gemeinde und Stadt das M4 – seitdem sind die evangelische Jugendarbeit und das Gemeindebüro, Selbsthilfegruppen und die Volkshochschule, Repair-Café und Flüchtlingshilfe im Haus unterwegs. „Die Grenzen sind fließend“, sagt der Pfarrer, „es funktioniert wirklich gut.“ Diese Nutzung habe immer im Fokus aller Ideen gestanden.

Foto: Michael Theißen

Um so praktisch und zukunftsfähig wie möglich unterwegs zu sein, entschieden sich die Bauherren auch frühzeitig für eine moderne Heizungsanlage: Per Wärmepumpe wird Erdwärme gewonnen. „Das hat wenig mit einer Ideologie zu tun, sondern viel damit, dass es hier um ganz praktische, zukunftsfähige Lösungen ging“, erklärt Robert Arndt. Der Vorteil am Neubau: Man habe seine Wünsche auch umsetzen können. Weil aber zwischen Kirche und Rathaus kein Platz für eine Luftwärmepumpe blieb, fiel die Wahl auf Erdwärme. Drei 100-Meter-Bohrungen wurden dafür nötig, ein geschlossener Wasserkreislauf entstand und längst sorgt die Wärmepumpe für angenehme Temperaturen in dem dreistöckigen Gebäude – per Fußbodenheizung. Elektrische Durchlauferhitzer erzeugen in den seltenen Momenten, in denen es gebraucht wird, warmes Wasser. „Die Konstruktion ist langlebig und so gut wie wartungsfrei“, erklärt der Pfarrer. 40 bis 50 Jahre könne das System laufen, nur die Wärmepumpe müsse wohl vorher ausgetauscht werden.

Wirtschaftlichkeit müsse sich nicht der Nachhaltigkeit unterordnen, erklärt der Pfarrer. „Wir haben jetzt eine Heizung, die zukunftsfähig ist.“ Obwohl man das dreistöckige Gebäude den ganzen Winter durch beheizt habe, habe am Ende des ersten Jahres ein Verbrauch von 5000 Kilowattstunden Ökostrom gestanden. „Wir sparen also“, sagt Arndt. Und man habe auf ganz normale Produkte des Marktes zurückgegriffen. Keine Sonderanfertigung, kein Hexenwerk: „So ein Projekt ist umsetzbar“, macht er anderen Gemeinden Mut.