Nachhaltige Landwirtschaft – Eckpunkte für verändertes Handeln in der Agrarwirtschaft

Kirche und Landwirtschaft: Wer sich auf die Suche nach Berührungspunkten macht, wird schnell fündig. Der trifft auf Pachtverträge zwischen Gemeinden und Landwirten, der kommt über das Thema nachhaltigen Konsum ins Gespräch und über Kleinbauern in den befreundeten Gemeinden des Südens. Und vor allem trifft er auf die Frage nach der Bewahrung der Schöpfung: „Die Früchte der Erde sind nicht nur kommerzielle Produkte, sondern Gaben des Schöpfers für alle Menschen“, haben die Verfasser des Grundsatzpapiers „Wirtschaften für das Leben“ 2008 formuliert. Aus dieser Überzeugung entstehe Handlungsbedarf: Darüber sind sich die Verantwortlichen der Evangelischen Kirche im Rheinland einig. Und so ist in den vergangenen Jahren ein Prozess angestoßen worden, der nachhaltige Landwirtschaft einfordert – und mitgestaltet.

Landwirtschaft der Zukunft

Die Ausgangslage: Schon im Grundsatzpapier befanden die Autoren, dass die europäische Landwirtschaft weitestgehend kommerzialisiert und industrialisiert sei. In der Folge würden die Erzeugnisse der traditionellen Landwirtschaft in den Ländern des Südens und Osteuropas zunehmend vom Markt verdrängt. Kahlschläge für landwirtschaftliche oder holzwirtschaftliche Nutzung gefährden den Lebensraum Regenwald und befördern den Klimawandel, schlossen die Autoren. In ihrer Forderung waren sie eindeutig: Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) muss sich zu einer nachhaltigen Lebensweise bekennen.

In der Folge erarbeitete der Sozialethische Ausschuss gemeinsam mit den Fachleuten vom „Evangelischen Dienst auf dem Lande“ ein Eckpunktepapier. Die Landessynode stellte sich 2017 hinter das Papier und damit hinter die zentralen Forderungen nach einer nachhaltigen Landwirtschaft.

Landeskirche formuliert politische Handlungsempfehlungen

In verschiedenen Bereichen des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens sollen die Forderungen Früchte tragen. So formulierte die Landessynode politische Handlungsempfehlungen: Sie fordert entsprechende Anreize und Förderprogramme für nachhaltige Landwirtschaft und formuliert eine klare Prioritätenliste, wenn es um den Umgang mit landwirtschaftlichen Ressourcen geht: Lebensmittel vor Futtermittel, energetischen Rohstoffen und Agrartreibstoffen – kurz: erst Teller, dann Trog, dann Tank. Die EKiR unterstützt die Reform der EU-Agrarpolitik und die Partnerkirchen, Missionswerke und Entwicklungsorganisatoren in ihrem Vorgehen gegen Land Grabbing.

Keine Gentechnik auf Pachtflächen

Für eigene Ländereien, die für landwirtschaftliche Nutzung verpachtet werden, wird empfohlen, dafür Sorge zu tragen, dass gentechnisch verändertes Saat- und Pflanzgut nicht auf die Pachtflächen ausgesät oder gepflanzt wird. Die Verwendung des Pachtlandes zur Gewinnung von Biomasse für erneuerbare Energie sollte vorher vom Verpächter genehmigt werden. Gemeinden, Kirchenkreise und kirchliche Werke haben die Empfehlung erhalten, Produkte aus regionalem, ökologischem Landbau und Fairem Handel zu beziehen.

Plattform für Austausch schaffen

Auch im Bildungsbereich engagiert sich die Evangelische Kirche im Rheinland für eine nachhaltige Landwirtschaft: So bietet etwa die Evangelische Landjugendakademie in Altenkirchen Bildungsveranstaltungen für Kinder und Erwachsene an. Sie setzen ebenso wie viele kirchliche Gemeindegruppen auf Austausch, Bildung und eigenes Erleben. Und auch in Gottesdiensten nehmen Gemeinden die Bewahrung der Schöpfung und den eigenen Umgang mit Ressourcen in den Blick.

 

INFO

Die Landessynode traf 2016 einen Beschluss zum Thema Landwirtschaft: Sie stellte sich hinter das Eckpunkte-Papier für verändertes Handeln in der Agrarwirtschaft und machte sich die politischen Handlungsempfehlungen zu Eigen, die sich aus diesen Eckpunkten ergaben.

  • Theresa Demski
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