Strahlungsheizung in der Christuskirche in Andernach

  • Umweltnetzwerk Kirche Rhein-Mosel

Das Umweltnetzwerk Kirche Rhein-Mosel e.V. (UNK) lud am 23. Juni 2023 zu einer Infoveranstaltung zum Thema Kirchenheizungen in die Christuskirche in Andernach ein. Hier wurde vor Kurzem eine Strahlungsheizung installiert, die enormes Einsparpotenzial verspricht. Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise und hochgesteckter Klimaziele hat das Thema den Nerv der Zeit getroffen. Schließlich waren 38 interessierte Personen der Einladung gefolgt.

In einem einführenden Vortrag stellte Hartmut Baden, Energieberater und Beiratsmitglied des Vereins, die Entwicklung der Beheizung von Kirchen dar. Jede Kirche ist einzigartig. Das betrifft den Baukörper und seine Entstehungszeit einerseits, aber auch die Art und Häufigkeit der Nutzung sowie der Beheizung. Neben dem Wohlbefinden der Besucher:innen hat die Temperierung von Kirchen auch Auswirkungen auf Kunstobjekte und Orgeln in den Kirchen. Immer öfter treten Schäden durch z. B. Schimmelbefall auf. Die Ursache dafür steht in Zusammenhang mit dem Raumklima, das durch die Beheizung maßgeblich beeinflusst wird. Die Investition in neue Heiztechnik will also wohlüberlegt und geplant sein und muss viele Parameter berücksichtigen, nicht zuletzt auch die Betriebskosten.

In der evangelischen Kirche in Andernach wurde hierzu ein vorbildlicher Weg beschritten, den Andreas J. Schulte, Gemeindeamtsleiter, vorstellte. In die Christuskirche, deren älteste Teile aus dem 13. Jahrhundert stammen, wurde eine hochmoderne und energieeffiziente Strahlungsheizung eingebaut. Die sogenannten „Orbi-Heater“ ähneln Kronleuchtern, die von der Decke hängen. Ausgangspunkt war die in die Jahre gekommene Ölheizung, deren Ersatz absehbar war. Das Aufheizen über mehrere Stunden für eine Veranstaltung kostet mit der vorhandenen Ölheizung etwa 420  Euro. Die Investition in eine Öl- oder Gasheizung schien nicht mehr zeitgemäß. Der historische Bau und der Denkmalschutz schließen viele Alternativen aus, die sich nicht in den Kirchenraum einfügen lassen. Eine Alternative schien ein Dunkelstrahler zu sein, denn eine Infrarotheizung wärmt lediglich Besucher und Gegenstände, aber nicht die Luft. Schließlich konnte ein geeigneter Hersteller gefunden werden, um den Orbi-Heater zu „testen“. Man war begeistert sowohl von der Optik, die ein wenig an ein schmiedeeisernes Rad erinnert, als auch vom Wärmeeffekt. Zurück in Andernach mussten die Entscheider überzeugt werden. Mit einfachen Mitteln baute man ein Modell des Orbi-Heaters, um die optische Wirkung in der Kirche darzustellen und konnte überzeugen. Rund 100.000 Euro und Eigenleistungen flossen in die Anschaffung und Installation von acht solcher Orbi-Heater. Seitens des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz erfolgte eine finanzielle Unterstützung.

Foto: Umweltnetzwerk Kirche Rhein-Mosel

Beim Rundgang durch die Christuskirche teilten die Teilnehmer der Infoveranstaltung das Urteil, dass sich die moderne Technik gut in den historischen Bau einfügt. Und selbst bei hochsommerlichen Temperaturen war nach kurzer Zeit der Heizeffekt zu spüren. Die neue Technik wärmt die Kirchenbesucher für lediglich 15 Euro (Strompreis 0,30 Euro/kwh) je Veranstaltung. Das begründet sich damit, dass es keine Aufheizphase gibt und auch nicht das gesamte Raumvolumen auf Temperatur gebracht werden muss. Das freut sicher auch den Kirchmeister. Bei extremer Kälte wird die Heizleistung vermutlich nicht ausreichen, deshalb werden nun Überlegungen angestellt, wie man sich für solche Tage wappnen kann. Heizbare Stuhlkissen wären eine Option. Andererseits ist zu erwarten, dass es in Zukunft immer seltener Tage mit solch extremer Kälte geben wird. Alternativ könnte der Gottesdienst auch in den nebenliegenden Gemeindesaal umziehen, um die zusätzliche Beheizung der Kirche an solchen Tagen zu vermeiden. Die Teilnehmenden waren begeistert von der Veranstaltung und es bleibt zu hoffen, dass es bald weitere Strahlungsheizungen dieser Art in Kirchen geben wird.