Als kritischer Konsument hinter die Kulissen blicken

  • Theresa Demski

Die Entscheidung fällt am Supermarktregal, im Online-Shop oder bei der Warenbestellung: Mitarbeitende in Gemeinden, Kirchenkreisen, im Landeskirchenamt und in Werken und Einrichtungen der Evangelischen Kirche im Rheinland entscheiden sich für ein Produkt. Sie bestellen Kaffee oder Papier, haben die Wahl bei Baumaterialien oder der neuen Büroausstattung. „Unser Bekenntnis zu Jesus Christus ist unvereinbar damit, die Ausbeutung von Menschen hinzunehmen“, betonen die Verfasser des Papiers „Wirtschaften für das Leben“ und fordern einen kritischen Konsum und eine Abkehr von der Philosophie „billiger ist besser“.

Kirchen können Markt mitgestalten

Ihr Wunsch und ihre Forderung: Die Konsumenten unter dem Dach der Kirche sollen vor dem Einkauf hinter die Kulissen blicken – auf die Entstehung und Herkunft der Produkte, auf Arbeitsbedingungen in Unternehmen und deren Umgang mit der Schöpfung. „Die Kirchen tragen eine Mitverantwortung für ökologische Folgen und soziale Ungerechtigkeit. Sie haben aber auch Möglichkeiten für die Gestaltung dieses weltweiten Marktes“, so die Autoren des Papieres. 2016 hat die Landessynode auf Empfehlungen der Arbeitsgruppe Tariftreue beschlossen, dass die Anliegen wie fairer Lohn, faire Arbeitsbedingungen und ein am Prinzip der Nachhaltigkeit orientierter institutioneller Konsum in der Evangelischen Kirche im Rheinland auf allen Ebenen befördert werden sollen.

Portal für öko-fair-sozialen Einkauf ist entstanden

Als Folge des Beschlusses der Landessynode beteiligt sich die Evangelische Kirche im Rheinland an der Plattform „Wir kaufen anders“. Expertinnen des ökofairen Einkaufs helfen Gemeinden, Kirchenkreisen und Einrichtungen zu einem „kritischen Konsum“, indem sie auf dieser Plattform nur solche Produkte anbieten, die strenge Anforderungen erfüllen. Hauptamtlich und ehrenamtlich Mitarbeitende der Evangelischen Kirche im Rheinland können über das Portal für den kirchlichen Bedarf bestellen – von Lebensmitteln über IT-Ausstattung bis hin zu Möbeln. Beim Einsatz dieses Portals arbeitet die EKiR auch mit anderen Gliedkirchen der EKD zusammen.

Auf politischer Ebene das Gespräch suchen

Der Blick hinter die Kulissen hat neben einem bewussteren Einkaufsverhalten noch eine andere Konsequenz: Im Rahmen des Prozesses „Wirtschaften für das Leben“ engagierten sich die Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirche im Rheinland auf politischer Ebene für nachhaltigen Konsum. Es wurden Gespräche mit Unternehmen geführt und auf ökologische und soziale Standards gedrängt. So hat etwa die Landessynode Gemeinden, Kirchenkreisen und Werken empfohlen, keine Coca-Cola-Produkte zu kaufen, weil davon auszugehen ist, dass der Konzern vielfach sowohl Menschenrechts- als auch Umweltschutzstandards missachtet . Die Verordnung für das Friedhofswesen schließt inzwischen die Nutzung von Natursteinen aus, die im Zusammenhang mit Kinderarbeit entstanden sind.

Konsum wird zum Bildungsthema

Drittes Standbein des Bereichs Konsum ist die Bildung: Sowohl mit Kindern und Jugendlichen als auch mit Erwachsenen, in Schulen und Gemeinden will die Evangelische Kirche im Rheinland für kritischen Konsum sensibilisieren – und mit ihrem Handeln ein Zeichen setzen für eine Ökonomie des „Genug für alle“.

 

 

INFO

Auf der Landessynode 2016 legte die Arbeitsgruppe Tariftreue ihren Abschlussbericht mit einem entsprechenden Beschluss vor. Folgender Beschluss 55 wurde schließlich zur Abstimmung vorgelegt und beschlossen:

Die Landessynode nimmt die Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppe Tariftreue auf Basis des erarbeiteten Berichts zur Kenntnis.

Die Landessynode beschließt, dass die unter dem Stichwort Tariftreue gefassten Anliegen (fairer Lohn, faire Arbeitsbedingungen, ein am Prinzip der Nachhaltigkeit orientierter institutioneller Konsum) in der Evangelischen Kirche im Rheinland auf allen Ebenen befördert werden sollen.